Geheimnisse im Sumpf
Moore in Deutschland

Film von Dietmar Buchmann
(Buch, Regie, Produktion)

Dokumentation, Betacam, 30 min, Farbe
Hergestellt im Auftrag der Deutschen Welle 1995

Er starb durch einen Stich ins Herz. Man brach dem Toten die Beine und schlug ihm den Kopf ab. Dann versenkte man den Germanen mit dem kunstvoll geflochtenen Haarknoten im Moor von Dätgen in Schleswig-Holstein, wo die Moorleiche 1959 gefunden wurde. Was ist da vor 2000 Jahren passiert? War der Mann ein Verbrecher oder das Opfer einer grausamen Kulthandlung? Das Moor ist eine " Konserve " die die Geheimnisse von Jahrtausenden birgt. Für die Menschen der Frühzeit war das Sumpfmoor eine Stätte metaphysischen Grauens, Sitz übersinnlicher Wesen und irrlichternder Mächte. Hier opferte man den Göttern. Das Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein und das Nydam-Moor in Dänemark waren die größten, eiszeitlichen Kultstätten des nördlichen Europa. Tausende von wertvollen Gegenständen wurden hier gefunden: Tongefäße, Münzen, Gold- und Silberschmuck, Helme, Waffen und das Nydam-Boot, das älteste, seegängige Klinkerboot des Nordens. Durch ihre Schichtung lassen sich die Opfergaben zeitlich genau einordnen. Ein Trend wird deutlich. Das Bild einer friedlichen bäuerlichen Bevölkerung weicht immer mehr einem kriegerischen, waffenstarrenden Milieu. Die Völkerwanderung mit ihren kriegerischen Auseinandersetzungen in ganz Europa kündigt sich an. Etwa um 450 n. Chr. hören die Mooropfer plötzlich auf. Der große Zug der Angeln, Sachsen und Jüten nach Britannien beginnt. Das Moor ist ein besonderes Biotop, das zu 90 % aus Wasser besteht. Ursprünglich waren 5 % der Fläche Deutschlands mit Mooren bedeckt. Heute ist davon weniger als ein Zehntel übrig geblieben. Riesengebiete wurden entwässert und kolonisiert. Der Mensch hat das wilde Moor bezwungen. Jetzt ist er dabei, durch großflächige Renaturierungen für die kümmerlichen Reste ein Museum zu bauen.