Martin Suter
Romancier und Gentlemanfarmer

Film von Hilde Heim
(Buch und Regie)

Dokumentation, Digibeta, 45min, Farbe
Hergestellt von der Dietmar Buchmann Filmproduktion
Für arte im Auftrag des NDR

Pressetext von Hilde Heim

Der Schweizer Schriftsteller Martin Suter schätzt - ganz wie Weynfeldt, die Titelfigur seines letzten Romans - die feine Lebensart. Gleichzeitig ist er ein exzellenter Beobachter gesellschaftlicher Doppelmoral.
" Das Leben stößt meinen Figuren zu" , sagt Suter. Sein eigenes Leben hingegen ist angenehm geregelt: die Sommer auf Ibiza, die Winter in Guatemala, ein Gutsbesitzer mit eigenem Olivenöl, Wein, Kaffee, Orangen und Feigen.
Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Kindheit war behütet. Er wuchs mit zwei Geschwistern auf, sein Vater war Naturwissenschaftler. Die Mutter legte großen Wert auf gute Umgangsformen. Schreiben als Beruf, das wollte er bereits mit 16 Jahren, zumal seine Schulaufsätze immer hoch gelobt wurden. Weil ihm das Schreiben so leicht fiel, landete er als Texter in einer renommierten Schweizer Werbeagentur, wo er bereits mit 26 Jahren Art-Director wurde. 1991 will er endlich seinen Lebenstraum verwirklichen und ernsthafter Schriftsteller werden. Er zieht nach Ibiza, schreibt Werbetexte, Komödien, Songs, Drehbücher. Die Kolumne " Business Class" in der " Weltwoche" wird ab 1993 zum Standbein. Vier Jahre später erscheint der erste Roman " Small World" . Da ist Martin Suter 47 Jahre alt. Der Roman beinhaltet die Alzheimer-Krankheit seines Vaters, präzise recherchiert, unterhaltsam, bissig, klug und von Wissenschaftlern empfohlen. Bei Suter und der Hauptfigur in seinem neuesten Roman " Der letzte Weynfeldt" sind die Parallelen unübersehbar. Beide lieben Champagner und edle Anzüge, Ästheten mit vollendeten Umgangsformen, distinguiert, distanziert. Und vor allem: Wohltäter. Dieses Buch widmet Martin Suter seinen adoptierten Kindern Ana und Antonio aus Mittelamerika. Gerade 2 Jahre alt, interessieren sie ihn derzeit mehr als alle Romanfiguren.
Ein kühl-ironischer Blick auf die Gesellschaft, auf die bürgerliche Doppelmoral, zeichnen den Autor aus. Seine Romane " Small World" , " Ein perfekter Freund" oder " Lila, Lila" , standen allesamt ganz oben auf den Bestsellerlisten. Der Romancier lebt mit seiner Schweizer Frau Margrith Nay Suter, mit der er seit 30 Jahren verheiratet ist, und seinen beiden Kindern abwechselnd auf Ibiza und in Guatemala. Der Autor wurde mit der Ehrengabe des Kantons Zürich ausgezeichnet, erhielt den Deutschen Krimipreis, den Friedrich Glauser Preis und als Höhepunkt den französischen Literaturpreis " Prix du Premier Roman Étranger" . Die Lebensgeschichte von Martin Suter ist in Guatemala, Ibiza, Zürich und Frankfurt am Main filmisch umgesetzt worden. Der Film zeigt den Autor im Kreis seiner Familie in seinem Haus auf Ibiza, beobachtet ihn beim Schreiben, bei der Olivenernte mit zahlreichen Erntehelfern, im eigenen Weinkeller, zeigt sein riesiges Grundstück, lässt seine Frau zu Wort kommen und den Autor zu persönlichen Themen. Martin Suter ist auf der Buchmesse in Frankfurt zu sehen, seine Beliebtheit wird dokumentiert, er äußert sich zu Selbstzweifeln, Schreibblockaden, zu seinem ersten Roman " Small World" etc. Der allgemeine Erfolg wird durch seine Lektorin Ursula Baumhauer erklärt. In Zürich kehrt er nach Jahrzehnten zu seinem Elternhaus zurück, spricht über Kindheit und Schulzeit, trifft sich mit seinem Freund, dem Musiker Stephan Eicher in einem Tonstudio, um ein schräges Musical in Schweizer Mundart zu verfassen. Ebenfalls in Zürich äußert sich der ehemalige Marketing-Director Fritz Amman über den Romancier und die Privatperson Martin Suter.
In Guatemala feiert der Autor seinen 61.Geburtstag. Der Film zeigt die Feier, das Anwesen des Schriftstellers inmitten prachtvoller, exotischer Landschaft, begleitet ihn, seine Frau und die beiden 2jährigen guatemaltekischen Adoptivkinder Ana und Antonio auf einen Indigena-Markt und lässt den deutschen Galeriebesitzer Thomas Schäfer, ein Nachbar Suters, zu Wort kommen. Der Romancier spricht darüber, warum er alle Romane in Guatemala schreibt ,über sein Wohnen und Leben hinter hohen Mauern, über die Gefährlichkeit des mittelamerikanischen Landes, die Angst um seine Familie, aber auch die Normalität des Alltags und die Beziehungen zu der indigenen Bevölkerung. Auf der berühmten Strasse " Panamericana" lässt sich Martin Suter aus seinem Künstler-Ort Panajachel mit einem Chauffeur in die drei Stunden entfernte, fünf Millionen Einwohner Hauptstadt Guatemala City bringen, wo er als Gast der internationalen Buchhandlung " Sophos" und der Schweizer Botschaft eine Lesung auf spanisch und deutsch hält.